Über Diabetes ("Jugenddiabetes")

Unter den Betroffenen haben Kinder und Jugendliche in der Regel einen Typ-I-Diabetes ("Jugenddiabetes"); das heißt, der Körper ist dadurch nicht (mehr) in der Lage, das lebensnotwendige Hormon Insulin in der Bauchspeicheldrüse zu produzieren. Das Insulin reguliert den Anteil des Blutzuckers (Glucose) im Blut.

Diese jungen Menschen sind auf eine Behandlung mit mehreren Insulingaben täglich angewiesen, welche mittels unterschiedlicher Methoden zugeführt werden können.
Diabetes
Bei den nicht betroffenen jungen Menschen produziert der Körper passend zu den eingenommenen Mahlzeiten die richtige Menge Insulin, die für die damit aufgenommene Kohlenhydratmenge benötigt wird. Bei jungen Diabetikern hingegen müssen Insulin und Nahrung aufeinander abgestimmt werden. Um dies zuverlässig zu erreichen, muss mehrmals täglich, insbesondere vor den Mahlzeiten, der Blutzucker gemessen werden. In Abhängigkeit vom Ausgangsblutzuckerwert und der beabsichtigten Aufnahme an Kohlenhydraten wird anhand individuell ausgerechneter Parameter die benötigte Insulindosis bestimmt. Ferner: Körperliche Anstrengung, Stress, Fieber als auch andere Faktoren beeinflussen den Blutzuckerspiegel ebenfalls.

Diabetestherapie - Diabetes bei Jugendlichen

Bei der Diabetestherapie kommt dem jungen Menschen eine entscheidende Rolle zu. Er ist gefordert, die wesentlichen Therapiemaßnahmen des Diabetes in seinem persönlichen Alltag dauerhaft und eigenverantwortlich umzusetzen. Die Prognose des Diabetes hängt daher zu einem großen Teil davon ab, inwieweit dies dem Betroffenen vor dem Hintergrund seines sozialen, kulturellen, familiären und schulischen / beruflichen Umfeldes gelingt.

Erschwert wird dies, wenn ein Jugendlicher mit Diabetes
  • zu wenig Wissen über die Erkrankung und deren Behandlung hat und ungenügende Fertigkeiten besitzt, um damit im Alltag zurecht zu kommen,
  • den Diabetes gefühlsmäßig nicht akzeptiert hat,
  • eine sehr negative Einstellung gegenüber der Erkrankung und der Diabetestherapie hat,
  • Probleme im Umgang mit den Anforderungen der Diabetestherapie und möglichen schweren Komplikationen hat (z.B. Folgeerkrankungen, schwere Überzuckerungen),
  • Lebensgewohnheiten nicht verändert, die einer erfolgreichen Selbstbehandlung entgegen stehen (z.B. Ess-/ Trinkgewohnheiten),
  • Persönliche Probleme oder schwierige Lebensumstände hat, die einer erfolgreichen Diabetesbehandlung im Alltag entgegen stehen,
  •  zusätzliche psychische Probleme oder Erkrankungen hat (z.B. Depressionen, Ängste, Essstörungen, Suchterkrankungen).
Aus vielfältigen, eigenen „Versagenserlebnissen“ folgen oftmals Schulangst, Schulversagen, Druck des Umfeldes und weiteres Flüchten in die Krankheit. Infolge eines Teufelskreises haben sich o.g. Verhaltensmuster schon über Jahre, mit oftmals dramatischen HbA1c Werten (Langzeitzuckerwerten), manifestiert.

Diabetes heißt nicht heilbar, somit „lebenslänglich“ ...
Wie lange braucht es bei jungen Menschen, bis sie das akzeptieren können? Ist die Frage der Akzeptanz ein Problem, das irgendwann erledigt ist, oder ist dies vielmehr ein dynamischer Prozess, der auch lebenslänglich angelegt sein muss?

Immer wieder können Phasen der Ignoranz und der Verleugnung auftreten. Viele Betroffene steigen infolge dessen aus der verantwortlichen Lebensführung aus, und legen gleichsam ein „Kamikaze-Verhalten“ an den Tag. Unsere Überzeugung ist es, dass gerade in adoleszenten Krisen ein kompetenter, zuverlässiger Partner dringend vonnöten ist, der sie einfühlsam und erfahren durch schwere Zeiten begleitet, um somit schwierige Themen wie Gesundheits- und Krankheitseinstellungen (sog. "Health Beliefs") bewältigen und integrieren zu können.

Hierbei ist es keine Option, die jungen Menschen permanent auf vermeindlich desaströses Verhalten oder mögliche schlimme Folgeerkrankungen hinzuweisen - vielmehr ist es unsere Profession, auch bei einer auftretenden „Null-Bock-Haltung“ den konstruktiven Kontakt aufrecht zu erhalten, auch zu Fragen des Diabetes, sowohl nicht nur als auch nicht vorrangig.

Grundvoraussetzung professioneller Arbeit mit chronisch kranken Diabetikern in der Pubertät ist es, mit ungetrübtem Augenmaß, angstfrei und stets einvernehmlich bei der Aufgabe vorzugehen; und hierbei soll das Prinzip des "Case-Managements" gelten, nämlich dass "Hilfe zur Selbsthilfe" durch nachhaltige Zielfindungen und Zielkontrollen in allen Lebensbereichen - und nicht nur beim Diabetes - am effektivsten ist.
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